Zwischen Tradition und Innovation
Als eine von über 1200 Schweizer Brauereien sticht die Brauerei Locher nicht nur durch ihr langjähriges Bestehen heraus, sondern auch als Visionär im Bereich Upcycling in der Bierbranche. Das Team lebt für ihre Qualitätsprodukte und die Offenheit zu Neuheiten. Und alle haben sie eines gemeinsam: Die Liebe zum Bier. Dass beim Appenzeller-Team das (Bier)-Glas immer halb voll ist, beweisen die Bierenthusiasten mit innovativen Ideen, zukunftsorientiertem Denken und mit Liebe zum Produkt.
Eingebettet in der malerischen Appenzellerlandschaft befindet sich die traditionsreiche Brauerei im Dorfzentrum von Appenzell. Schon seit über 135 Jahren treffen sich hier Bierliebhaber auf einen Schwatz und tauschen sich bei Hopfen und Malz über Tagtägliches aus. Es ist ein Gemäuer mit viel Geschichte, Veränderungen und natürlich Alkoholhaltigem. Hat die 1. Generation sich noch auf das Täglichbier konzentriert, fokussiert sich Karl Locher und sein Team fünf Generationen später voll und ganz auf Upcycling, Vielfalt und das Herstellen von Qualitätsprodukten. Dafür braucht es nicht nur Mut und das Denken über den Bierrand hinweg, sondern auch Offenheit und Innovationsgeist mit einer gehörigen Portion Leidenschaft und Liebe. Bei einem Rundgang durch die Brauerei merkt man, dass Tradition und moderne Technologie zusammenarbeiten und eine funktionierende Symbiose bilden. Es ist ein Kontrast aus alten Werten, dem Respekt gegenüber der Natur und den Rohstoffen – und schlussendlich auch dem Menschen. Ein Versprechen für ein qualitativ hochwertiges Produkt, das dem Konsumenten genauso viel Spass macht wie den Herstellern selbst.
Aurèle Meyer
Geschäftsleitung
Philip Herrmann
Key Account Manager Detailhandel
Bei der Brauerei Locher steht die Qualität an erster
Stelle. Wie kann die Qualität täglich sichergestellt
werden?
Aurèle Meyer: Sicherlich sind es die standardisierten Prozesse, modernen Anlagen und die Zusammenarbeit mit zuverlässigen Partnern, die eine konstante Qualität sicherstellen. Neben diversen Proben und Tests verlassen wir uns aber nicht nur auf Zahlen und Werte, sondern überzeugen uns selbst bei sensorischen Prüfungen vom Produkt. Anhand dieser Degustationen spüren wir nicht nur sprichwörtlich unsere Arbeit, sondern versetzen uns auch in die Position unserer Konsumenten.
Philip Herrmann: Für uns ist entscheidend, dass unsere Kunden ein super Produkt in der Hand halten, das schmeckt, aus super Rohstoffen besteht und einfach Spass macht.
Mit Ginger Cola Bier oder Glühbier bringen Sie kreative
Produkte auf den Markt. Wer liefert die Ideen zu
den neuen Biersorten?
Philip Herrmann: Unser ganzes Team bringt nicht nur neue Ideen in den Braukessel ein, sondern steht auch offen gegenüber Ideen von Konsumenten. Mit 45 verschiedenen Biersorten vergrössern wir unsere Biervielfalt stetig und bieten somit auch für die weniger Bierbegeisterten eine Auswahl.
Aurèle Meyer: Bei uns intern entstehen Ideen auch oft im Zusammenhang mit dem Gedanken, wie man am besten Volumen bewegen und auch eine gewisse Breitenwirkung erzielen kann.
Inwiefern haben sich die Ansprüche der Konsumenten
in den letzten Jahren auf die Produktion ausgewirkt?
Philip Herrmann: Der Konsument ist mutiger und die Ansprüche sind gestiegen. Durch die Vielfalt kann man ein breiteres Publikum erreichen und somit die Bierkultur nicht nur vergrössern, sondern auch speziellere Biergeschmäcker bieten. Gerade Partner wie SPAR sind wesentliche Unterstützer unserer Sortimentsvielfalt und ermöglichen die Entwicklung und Lancierung neuer Produkte.
Aurèle Meyer: Das Bier hat sich vom bekannten Feierabend-Bier zum Genussgetränk etabliert, bei dem man feiner auf Nuancen und Aromen achtet. Die Bierkultur ist gewachsen.
Mit Ihrer Food-Upcycling-Eigenmarke brewbee stellen Sie
unter anderem Tschipps, Pizza und Müesli her. Wie kam die
Idee zustande?
Aurèle Meyer: Im Zentrum steht die hochwertige Verwertung der Ressourcen. Der wertvolle Rohstoff – der Biertreber – wurde früher als Futtermittel für Tiere in der Landwirtschaft eingesetzt. Ungefähr 100 Tonnen pro Woche an Treber wird bei der Bierherstellung produziert. Das «Bier-Überbleibsel» landete jedoch oftmals in der Biotonne, da der Treber vor allem im Sommer schnell verdirbt. Dafür wollten wir eine Lösung und haben lange an einem technischen Verfahren getüfftelt, das uns das Upcycling der Bier-Nebenprodukte möglich macht.
Und wie lange dauert es von der Idee bis zum fertigen Produkt?
Philip Herrmann: Das ist von Produkt zu Produkt sehr variabel. Aber grundsätzlich können wir sicher sagen, dass die Getänkeentwicklung schneller ist, als die von Food-Neuheiten. Von 2 – 3 Monaten bis hin zu mehreren Monaten: Je nach Vorkenntnissen, Entwicklung und Verfahren variiert die Herstellung extrem, bis das Produkt im Regal zu finden ist.
Können wir auch in Zukunft mit neuen Produkten von brewbee
rechnen?
Aurèle Meyer: Auf jeden Fall! Wir haben noch einige Ideen in der Pipeline. Uns ist es wichtig, das Sortiment zu vergrössern und nicht zu stagnieren, so dass wir unseren Kunden immer etwas Neues bieten können. Unser neustes Projekt ist ein Tofu auf Trebermilchbasis, den wir demnächst auf den Markt bringen! Er ist nicht nur viel nachhaltiger als die sojabasierte Variante, er schmeckt auch super!
Sehen Sie im Upcycling die Zukunft der Lebensmittelbranche?
Aurèle Meyer: Auf jeden Fall! In der Brauereibranche gibt es noch viel Potenzial in Bezug auf Upcycling. Es wird in Zukunft garantiert die eine oder andere Brauerei mit der Verarbeitung des Trebers nachrücken. Es gibt auch schon viele Start-ups, die sich diesen Themen angenommen haben. Wir können auf jeden Fall Spannendes in Zukunft erwarten. Uns war es immer wichtig, auch andere Brauereien zu inspirieren und zu zeigen, was möglich ist. Wir können uns auch gut vorstellen, in Zukunft als Technologiezentrum für die Bierbranche zu fungieren. Der Treber ist so ein wertvoller Rohstoff mit vielen Nährwerten und Vitaminen. Es wäre schade, wenn das Potenzial dieses Rohstoffes verloren gehen würde.
Philip Herrmann: Genau, dem kann ich mich nur anschliessen. Das Gerstenkorn kann und soll immer zweimal verwendet werden.
Das Klima und die Natur haben grosse Auswirkungen
auf die verwendeten Ressourcen und somit
auch auf dessen Qualität. Der Klimawandel ist
eine drohende Gefahr. Was sind die grössten Gefahren
für die Produktion?
Aurèle Meyer: Mit dem wichtigsten Rohstoff Wasser sind wir gut versorgt. Unser Alpsteinwasser stammt aus der regenreichsten Gegend der Schweiz. Bei der Gerste und dem Hopfen vertrauen wir auf unsere Partner. Diese setzen sich sehr für den Rohstoff ein und pflegen die Pflanzen aufwendig und mit viel Arbeit. Ausserdem gehören Gerste und Hopfen zu den robustesten Pflanzen, die Klimaschwankungen trotzen. Aber auch neue Methoden der Aufbewahrung von Rohstoffen sorgen dafür, dass die Gerste und der Hopfen länger gelagert und haltbar gemacht werden kann.
Ein kurzer Blick in die Zukunft. Was werden wir noch von der Brauerei Locher sehen und hören?
Philip Herrmann: Wir wollen auf jeden Fall noch wachsen – auch zusammen mit SPAR. Uns ist aber wichtig, dass wir als Brauerei gesund wachsen und nicht mit dem Fokus auf Quantität – sondern auf Vielfalt und Qualität. Die Leidenschaft zum Produkt und den Rohstoffen werden wir immer beibehalten und sind gleichzeitig auch offen für Neues. Das macht die Brauerei Locher aus. Dass wir nicht nur Bier herstellen, sondern auch andere Produkte wie die Marke brewbee. Wir sind auf jedes einzelne unserer Produkte stolz und freuen uns auch immer wieder, wenn ein Neues den Weg in die Regale geschafft hat. Das machen wir nicht nur für uns, sondern denken auch an die nächste Generation nach uns. Ob unseren Partnern, unseren Kunden oder uns selber: Unsre Produkte sollen geschmacklich überzeugen, Spass machen sowie Glücksgefühle in uns auslösen. Das wird immer unsere Priorität und Werthaltung bleiben.
Talk mit Karl Locher
Wie genau schmeckt man das Appenzellerland im Appenzellerbier?
Karl Locher: Man schmeckt das Appenzellerland sicherlich einerseits durch das Quellwasser aus dem Alpstein. Andererseits spürt man auch die exakte Arbeitsweise und Herangehensweise, die charaktertypisch für einen Appenzeller sind. Wir «Alpsteinler» sind praktisch in der Natur aufgewachsen. Unsere Arbeitsweise und Umgang mit Rohstoffen spiegeln unsere Wertschätzung für die natürlichen Ressourcen wieder. Wir schmecken die Jahreszeiten förmlich, was unseren Geschmackssinn zusätzlich gestärkt hat. Insgesamt ist die Herstellung von Bier eine Kunst, die viel Liebe und Leidenschaft erfordert. Die Brauer, die diese Kunst beherrschen, sind stolz auf ihr Handwerk und bemühen sich, ein Produkt zu schaffen, das nicht nur gut schmeckt, sondern auch eine emotionale Geschichte erzählt. Die Geschichte vom eigenen Bezug zum Produktionsort, der Authentizität des Produktes und die Transparenz der Herstellung – mit Spass gebraut.
Ihre Brauerei ist von 10 auf über 90 Mitarbeiter:
innen gewachsen. Was hat sich
für Sie alles geändert?
Karl Locher: Dabei ging es uns nie um Profit oder wirtschaftlichen Erfolg. Als ich mit 10 Mitarbeitern begonnen habe, war ich genauso glücklich wie ich es heute noch bin. Das Wachstum selbst macht einen nicht automatisch glücklicher – sondern das Brauen, die Spezialitäten und die Freude an einem qualitativ hochwertigen Produkt. Man muss sich bewusst sein, was man alles hat und wie gut wir es haben. Ich beispielsweise bin zufrieden wenn ich in der Natur wandern kann mit einem Kaffee oder Bier in der Hand.
Wie haben die Generationen die Existenz
der Brauerei erhalten, seit Ihr Urgrossvater
sie 1886 gekauft hat, Herr Locher?
Karl Locher: Man braucht wenig zum guten Leben und sollte herausfinden, was einen glücklich macht. Meine Familie hat mir die Entscheidung zur Weiterführung der Brauerei immer offen gelassen, da sie wussten, dass ohne Herz und aufrichtigem Wille die Brauerei nicht erfolgreich wäre. Ausserdem muss man fähig sein und brauen können. Als Erbe der fünften Generation der Brauerei ist die Firma mein Fokus. Der Erfolg der Brauerei ist wichtig für viele Mitarbeitenden und Familien, daher ist es auch eine soziale Arbeit. Es ist von grosser Bedeutung, dass man sich um die Mitarbeitenden und ihr Wohlergehen kümmert – denn sie sind am Wichtigsten. Der Gedanke an die nachfolgenden Generationen war und ist mir ebenfalls immer präsent. Um die Brauerei auch in Zukunft zu sichern, ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen und sich nicht krampfhaft dem Fluss der Zeit zu widersetzen, da sich mit der Zeit auch die Bedürfnisse ändern.
Als Pioniere im Wiederverwerten von
Nebenprodukten haben Sie und Ihr
Team Wertschätzung und Respekt
gegenüber der Natur gezeigt. Was
können andere Brauereien lernen?
Karl Locher: Schon vor 25 Jahren war klar, dass man sorgsam mit Ressourcen umgehen muss. Ressourcenschonung ist ein absolutes Must, da wir endliche Ressourcen haben, die wir jedoch verschwenderisch nutzen. Unsere Verwertung des Trebers ist nachhaltig und erfolgreich mit Nebenprodukten. Andere Brauereien können davon profitieren und in unsere Zukunft investieren. Unser Ziel war es, als Vorbildfunktion des Bier-Upcyclings andere Brauereien dazu zu inspirieren, uns nachzueifern.
Die Brauerei Locher kombiniert Tradition
und zukunftsorientierte Produkte.
Wie kann die Tradition auch in Zukunft
bewahrt werden?
Karl Locher: Jede Tradition hatte einen Anfang und wurde erhalten, weil sich diese bewährt hat. Etwas Gutes überlebt die Zeit, hat sich behauptet und eingelebt. Tradition kann sich auch weiterentwickeln. Und wird so neu definiert. Unsere Produkte sind nicht nur Symbole für die Geschichte und Kultur des Alpsteins und des Appenzellerlandes, sondern erinnern die Menschen an ihre Wurzeln und verbinden sie mit der Natur und den Traditionen ihrer Vorfahren – eine Verbundenheit zum Produktionsort. Unsere Produkte passen sich dem Wandel der Zeit an – und verharren nicht.
Welches Bier ist perfekt für den Sommer
und passend zum Grillen?
Karl Locher: Das Weizenbier finde ich persönlich eine gute Wahl. Es ist leicht und spritzig – und entgegen allen Kritiken trinke ich es auch gerne mit einem Schnitz Zitrone.
In welchen Situationen gönnen Sie sich
gerne mal ein Bier?
Karl Locher: Ich bin ein Zelebrant des Feierabendbiers. Das Bier schafft einen Cut zwischen Arbeit und Freizeit. Ausserdem verleidet mir das Bier auch nie: Biertrinken ist ein Lebensprozess. Man bekommt es immer lieber im Alter.